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Der Hunger meiner Seele - Moment der Gnade

Seit Jahren beobachte ich ihn - meinen Hunger. Ein Hunger, der scheinbar unstillbar ist, zumindest auf der körperlichen Ebene.

 

Oft ertappte ich mich, wie ich zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit am Kühlschrank stand, ihn öffnete und hinein schaute. Anfangs nahm ich mir jedes Mal etwas zum Essen heraus, kochte dann gleich oder wenn ich nichts fand, fahndete ich in anderen Schränken. Eine Zeitlang aß ich nur Brote - bis ich eines Tages eine Glutenunverträglichkeit an mir bemerkte. Nun ich will nicht weiter ausschweifen mit meinen Essgelüsten und meiner suchenden Sucht nach 'ich weiß nicht was'. Nach diesem Etwas, was mit Essen am einfachsten still zu bekommen war. 

Massiv nahm dieses Verhalten zu, als ich
in den Wechseljahren war. Meine Körperproportionen verschoben sich in Richtungen, die ich bisher nur von den Schwangerschaften kannte.
Ich verzichtete ein Jahr auf Zucker. Half aber nicht.
Als mein Vater starb - Anfang des Jahrtausends - und ich unglaublich beseelende Erfahrungen durch seinen Tod machte, nahm ich für 3 Jahre an Gewicht ab. Doch schon bald orderte ich wieder ein Zuviel an physischer Körpermasse.

Was ich lange nicht begriff war, dass es kein physischer Hunger war.

Jetzt zum Beispiel, nachdem der Impuls zu schreiben mich ergriff und ich alles bereit machte, am PC zu schreiben, spürte ich, wie eine tiefe innere Unruhe sich in mir bemerkbar machte. Da ich mir dessen bewusst war, dass der Artikel bereits in seinen Anknüpfungspunkten vollkommen da war und ich wusste, dass sich im Schreiben diese Punkte noch in all ihren Facetten aufstrahlend erweitern und vertiefen würden, konnte ich mich von dieser Gefühlswucht ergreifen lassen.
Es ist jedes Mal ein enormer Energieschub, der meinen Körper erfasst, wenn ein solcher Schöpfungsimpuls durch mich flutet. Ja, er ist wie eine Flut und dann tritt dieses ganz tief unbewusste Überlebensprogramm zu Tage. Da schreit etwas tief in mir: 'Hilfe, gleich ist mein Leben zu Ende.' - Mein Körper empfindet dies wie einen Angriff auf sein beschauliches, ruhiges Dasein. 'Das Leben wird jetzt gleich zu Ende sein!' barmt er innerlich. - 'So eine Gewalt, muss mich töten.' - resümiert er. Der Körper, so er das kann, stellt in solch überwältigenden Momenten vielleicht solche Fragen: "Werden wir auf dieser Expedition in die Tiefen der geistigen PhiloSofaRitzen verhungern?  - Was passiert da gerade?  - Es ist ein Angriff. Ich fühle das! - Es ist so mächtig. Es muss ein Angriff sein!"  Der Körper fühlt, jetzt marschiert mein Geist mit ihm zum Nordpol oder in unterirdische Wasserhöhlen. "Kommen wir je wieder an trockenes, unbedrohtes Land, wo es auch genügend zu Essen gibt?" heult er weiter und ringt spürbar um meine volle Aufmerksamkeit wie ein Neugeborenes, dass anders nicht auf sein Unbehagen aufmerksam machen kann. Da ich ihn ernst nehme und plötzlich so etwas wie Hunger spüre oder etwa nur den Impuls, unbedingt noch essen zu müssen? Ich kann das nicht immer so sauber unterscheiden! 
 E s ist wirklich eine massive Energie, die da sich in mir ausbreitet wie eine Flutwelle. Das macht Angst. Ich stehe also mit dieser Unruhe auf. Ich kann das beruhigt tun, ich weiß, die Inhalte, der Impuls gehen mir nicht verloren. Ich tappe in die Küche  - und frage mich: "Wieso um alles in der Welt - befindet sich mein Schreibtisch immer in unmittelbarer Nähe zur Küche und der meines Mannes ist extrem weit davon entfernt???" - 

Okay, ich schweife ab. Ich gehe in die Küche. Gerade habe ich alle gläsernen Vorratsdosen wieder aufgefüllt. Freundlich blicken sie mich und vor allem ihr Inhalt an. Ich liebe das!  - Mein erster Blick gilt allerdings doch den Inhalten des Kühlschrankes. Seit über 30 Tage faste ich basisch. Also alle nicht basischen Lebensmittel sind tabu, bzw. gar nicht mehr vorhanden in unserem Haushalt. Ich müsste jetzt kochen. Nee, das ist zu viel Zeit, der Impuls will in Worte gebracht werden. Mandeln? Sonnenblumenkerne? Rosinen?  Eigentlich habe ich auf nichts dergleichen Appetit. Ich nehme trotz des Wissens, dass  mein physischer Körper im Grunde weder Appetit noch Hunger hat, ein Schälchen mit den drei zuletzt genannten Lebensmitteln mit und fange gleich an, mir Mandeln, Rosinen und Sonnenblumenkerne einzuverleiben, während ich schon mit dem Schreiben beginne. Wie ein Junkie, komme ich langsam auf gefühlte Normaltemperatur. Mein physischer Körper entstresst, wird ruhig.

 

Uff. Langsam kehrt meine aufgeregte Seele wieder in meinen Körper zurück. Ich habe sie mit Süßem gelockt, in meinem Leib wieder vollkommen Platz zu nehmen. So schreibt es sich viel besser. Ich bin geerdet.

Und ob Du es nun glaubst oder nicht, erst im Schreiben kommen all diese tiefen und versteckten Winkelzüge meiner Wesenheit in Form von Erkenntnissen zu mir. Sie schreiben sich mir unter die Finger als würde ich einen Faden verweben und im Weben nun endlich das Muster, dass dem ganzen eigen ist, erkennen. Im Grunde schreibe ich nur, um mich einem Mysterium zu nähern, dem Mysterium meines Lebens im besonderen und dem des Lebens im allgemeinen. Schreiben hilft mir, eine tiefe Lebenserkenntnis zu schöpfen, zu erkennen, was niemals zu entschlüsseln sein wird, mein Leben und das Leben als solches.

Wir können es nicht zwingen, das Leben, sich uns zu offenbaren. Doch wenn die göttliche Gnade mit uns ist und der Himmel seine Gnade über uns ausschüttet, dann offenbaren sich Dinge, die uns einen tiefen Stoß der Erleichterung verschaffen. In uns selbst, in den Tiefen unseres Schoßraumes, offenbart es sich uns, wenn die Frucht reif ist, ans Licht zu kommen. Hier kommen immer wieder Himmel und Erde in uns zusammen. Offenbarung ist ein feminines Prinzip, das sich mit Hilfe des männlichen Prinzips, der Befruchtung, sich in uns entfalten und reifen kann. Der göttliche Impuls fährt mit enormer Kraft und Macht in uns hinein und zerstört dabei eine meiner größten Illusion, die des Alleinseins und die der Unverletzlichkeit. Das geht jedes Mal mit einer gewaltigen Energie einher, die sich zu erlösen sucht von der enormen Kraft, die sie in sich trägt, die dann wie 'das Ende aller Tage' vom physischen Körper gefühlt wird. In diesem Prozess und unter diesem gewaltigen Akt, vereint sich etwas Getrenntes , damit etwas Neues aus ihm hervorgehen kann, das sich am Ende wiederum trennen muss, um sich selbst erfahren zu können und so fort.

Dieser zutiefst schöpferische Akt braucht aber unseren ganzen Mut, unsere volle Aufmerksamkeit und ausgesprochene Achtsamkeit. Doch da wir mehr sind als nur dieser physische Körper, wir also weit aus mehr sind, als wir bisher gelehrt bekommen haben - die vielen Menschen, die Nahtoderfahrungen gemacht haben, berichten dieses Phänomen in der unterschiedlichsten Vielfalt und doch mit einigen wesentlichen Übereinstimmungen, nämlich, dass wenn der Körper tot ist, sich das was den ganzen Tag denkt, sich erfährt und wahrnimmt, immer noch anwesend und sehr lebendig ist - braucht es eine unglaubliche Präsenz von uns, das zu erfassen und unserem Herzen weiterhin zu folgen und dem Impuls zu vertrauen und sich dabei nicht vom Wege abbringen zu lassen. 

Diese Impulse, die sich ausdrücken wollen und nach Erschaffenwerden verlangen, brauchen ein voll und ganz da bleiben in der Präsenz und im Gewahrsein - so wie unter einer physischen Geburt - vor der es kein Entkommen gibt - ein einfaches Dableiben im Akt des Gebärens. Das erfordert auf anderen Ebenen unsers Körperwesenseins, unsere ganze Kraft und Fokussierung. Denn hier ist uns ein Weglaufen eher möglich als unter einer physischen Geburt. Da gibt es nur totale Hingabe an das Geschehen, bis sich Dir die Frucht zeigt. Das wird wie eine Erlösung und ein Freudentaumel erlebt. So auch, wenn es  vollbracht ist, der Text steht. Das was sich offenbaren wollte, nun vollkommen auf dem Papier präsent ist und bereit, der Welt gezeigt zu werden. 

Jedes Abbrechen, nicht vollenden ist wie eine Tot - oder Fehlgeburt , die uns einen weiteren Prozess des Trauerns abverlangt und somit zusätzliche Energie anzapft. Oder es kommt am Ende gar zum Tod des Schöpfers selbst.
Immer wieder erleben wir uns im Verenden lassen von Schöpfungsprozessen und vergessen dabei, dass auch in der Natur nicht alles in Blüte und Frucht aufgeht. Vieles stirbt vor seinem Leben. Das darf uns immer mehr ins Bewusstsein rücken. Das Leben immer auch Tod beinhaltet. 
So werden wir depressiv oder aggressiv, weil wir Unwissende sind, was die schöpferischen Prozesse des Lebens auf der Erde anbetrifft, weil wir uns heute ein physisches Leben um jeden Preis abverlangen und das totale ewige Glück zum Ziel gesetzt haben. Dabei haben wir schon das ewige Leben. Doch wir glauben weder daran, noch vertrauen wir den schöpferischen Prozessen im Leben. Im schöpferischen Prozess der Geburt steckt eine enorme und gewaltige Energie, die durchaus auch in den Tod führen kann. Dessen sind wir uns vor allem über unseren physischen Leib bewusst. Wir wissen das. Geburt ist immer eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod. Beides ist also möglich und keines ist besser oder schlechter. Dies sich wieder ins Bewusstsein zu holen, erlöst uns von vielen, der uns auferlegten Leiden. Hingabe an das was ist, ehren, dessen was geschieht und ist, es geschehen lassen können, den Widerstand aufzugeben, das sind Momente der Gnade. 


Den Hunger also ernst nehmen,
denn er ist im Grunde ein Hunger der Seele, die sich wieder mit ihrem kosmischen Körper verbinden möchte, da, wo alles gut war und alles Eins ist und vollkommen, wo die Schmerzen und Leiden der Trennung inexistent sind. Unser Leben ist ein Marathon mit diesem einen Ziel, uns im Tod wieder mit unserem kosmischen Körper vereinigen zu können. Doch zwischen Geburt und Tod liegt ein irdisches Leben mit einer sehr paradoxen, sich scheinbar widersprechender Dualität, die uns oft kirre macht, um den Verstand bringt, zweifeln lässt oder uns gar depressiv oder aggressiv werden lässt. Diese haben so viele unendliche Möglichkeiten des sich Ausdrückens mit ganz wundervoll guten Gefühlen der Freude, des Glücks und der Lust und solche, die uns schmerzen und leiden lassen.

Doch die Kunst besteht am Ende darin mit all dem in Frieden zu sein.  Auch mit dem Drang zum Kühlschrank zu gehen und essen zu wollen, mit dem Gefühl eines unstillbaren Hungers zurande zu kommen. Es ist die Seele, die hungert und vermutlich wird dieser Hunger mit zunehmendem Alter immer stärker, denn der Tod rückt immer näher. Es sei denn wir ernüchtern ob der vielen Verlangen unseres physischen Erkennens und geben dem Hunger der Seele nach ihrem kosmischen Zuhause, in dem aller Hunger gestillt ist, bewusst Raum, ihren Hunger zu offenbaren.

Manche, die einst mit mir in dieses Leben aufbrachen, sind schon angekommen im kosmischen Zuhause. Ich wollte immer so gerne Erste sein. Es scheint, in diesem Falle möchte ich das Leben noch ein wenig auskosten. Da ist noch so viel Saatgut, was noch nicht gesät, so viele Setzlinge, die noch nicht gesetzt sind. Meine Worte nähren, meine Worte erhellen sagt man mir immer wieder. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen von mir, so spürt es sich an. 

Mögen auch diese Worte Deine Dunkelheit erhellen und /0der auf Dein Licht treffen, so dass sich unsere Lichter zu stärkerem Licht bündeln und fokussieren, so dass sie heller strahlen können ins Dunkel dieser Welt als ein einziges es vermag.

 

Schreibe mir gerne. Ich freue mich über Deinen Kommentar. 
Wisse: Die Welt will Dich erleben.

 

Zum Schluss noch etwas zum Frieden:

Leben birgt immer beides in sich, Licht und Dunkel, kämpfen und in Frieden sein und das Eine ist vom Anderen nicht zu trennen.
Gelingt es uns, das anzunehmen und uns dem hinzugeben, ohne Widerstand, dann kommen wir auch in Frieden. In den Frieden, der bereits in uns ist, der immer wieder herausgefordert wird durch ein Ego, das unbedingt Recht haben muss, koste es was es wolle.
Das Gute daran: Du machst Erfahrungen und diese sind Deine wahre Bereicherung ab dem Moment, wo es Dir gelingt, Deine Erfahrungen nicht mehr zu bewerten, sondern sein zu lassen - als das was sie in Wahrheit sind: Erfahrungen. Das zu bejahen lässt Dich den Frieden erleben, der in Dir ist, schon immer war und immer sein wird.
Dieser Frieden wird allerdings jedes Mal unfühlbar durch jede Form der Bewertung und Beurteilung, die Du und ich auf was auch immer haben. 

 

Woran merke ich das, dass Frieden ist? -  fragst Du vielleicht an dieser Stelle.

Wenn in Dir und um Dich her Frieden ist, wenn der Drang, etwas zu bewerten und zu beurteilen sich in Dir ernüchtert hat und Du das Leben wie es ist, sehen und nehmen kannst voller Mitgefühl und Barmherzigkeit für Dich selbst und den anderen.

Dann ist da Frieden. Und das ist Gnade.

 

Herzlich Nana Mara Susanne

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