SELBST. WIRKSAM.keit -
so stellte ich heute Morgen fest, ist nicht einfach umzusetzen für mich.
Seit einigen Monaten habe ich endlich eine Morgen.Routine für mich einbauen können, die mir innerhalb einer Woche einen erfahrbar großen Nutzen
brachte: ich brauche nicht mehr zur ZahnReinigung. Das stetige morgendliche Ölziehen hält mir nun das unangenehme Plaque spürbar und fühlbar fern.
Heute wollte ich meinem nächsten, seit drei Tagen eingebauten, für mich gesundheitsgewichtigen Schritt in der Routine nachgehen und
fühlte plötzlich, wie sich in mir ein unangenehmes Gefühl breit machte. Es war mir nicht möglich, das Verlangen zu essen, obwohl ich nicht hungrig war, zur Seite zu bitten. Es machte sich breit
und stellte sich fühlbar quer und ich erlebte diesen Zwiespalt in mir. Mein Körper brauchte jetzt Wasser und Salz, doch Essen als abLenkung, um nicht zu spüren, was da an Krieg tobte in mir,
machte sich mit aller Macht und bestimmend breit.
Das Dilemma so klar zu erleben, machte mich zutiefst traurig.
Und ur.plötzlich wurde mir klar: ich bin ohnmächtig. Mein Wollen hat keine Stärke, keinen Willen. Ich will das Eine und folge doch dem Anderen, der abLenkung. So klar spürbar.
Plötzlich zeigt sich mir ein Zusammenhang.
Gestern hatte ich die Ehre wieder einmal einen Menschen live und in 3 D zu begleiten.
Das Thema dieser Person war über Nacht mit einem meiner eigenen Themen in Resonanz gegangen, was vermutlich nicht schwierig ist, wenn man der gleichen Generation angehört, deren Eltern als Kinder
durch einen existentiell bedrohlichen Krieg gegangen waren und die ihre Gefühle abtrennen mussten, um über.Leben zu können.
Mir wurde in diesem Moment unser GenerationenKonflikt ins Bewusstsein getragen, unsere Ohnmacht, die immer dann aktiv wurde, wenn
wir versuchten, in liebender Fürsorge für uns selbst da zu sein. Wir trugen das emotionale Chaos, was in unseren Eltern durch den unsäglichen und bereits seit 80 Jahren zurückliegenden Krieg
angerichtet wurde, spürbar in uns. Dieses Chaos unserer Eltern beherrschte unser Leben. Unsere Generation kümmerte sich von Kindheit an um die emotionale Bedürftigkeit ihrer Eltern. Manche kamen,
so gesehen, schon erwachsen auf die Welt.
Es bewirkte in uns, dass wir gefühlt keinen Zugriff auf unser eigenes Leben zu haben scheinen.
Wir leb(t)en ein Leben im Schatten unserer kriegstraumatisierten Eltern. Derzeit stehen viele Menschen meiner Generation in der Fürsorge für ihre Eltern, die körperlich oft nicht mehr in der Lage
sind, ihren Alltag zu bewältigen und die zugleich darauf beharren, wie die Art des sich Unterstützenlassens exakt auszusehen hat und die dabei nicht bemerken, wie sehr sie ignorieren, dass auch
wir ein eigenes Leben haben, in das wir mit Verpflichtungen eingebunden sind.
Einige - meine Mutter gehörte auch dazu - suchten uns, ihre Kinder, wie Soldaten über die sie,
wie es ihnen beliebt, verfügen dürfen, für ihre Ansprüche (nicht Bedürfnisse) zu rekrutieren. Ein schlechtes Gewissen machen und sich über die Qualität der Fürsorge zu beschweren, sind dabei das
"Normale", nicht die Ausnahme. Zuckerbrot und Peitsche nach bismarckscher PreußenManier lassen grüßen. Du wirst in Anspruch genommen und schlecht gemacht vor anderen. Normal.
Es herrscht Krieg in ihnen, den sie versuchen loszuwerden, indem sie in uns die wunden Stellen zielsicher treffen. Es steht eine toxisch emotionale
Abhängigkeit, in der man sich gefangen fühlt. Hohe moralische Verpflichtung, die Eltern nicht im Stich und ihrem Elend überlassen könnend, tritt man immer wieder, über die eigenen Grenzen gehend,
in ihren Dienst. Schwankend zwischen Liebe - die man eigentlich erhofft, einmal in ihnen aufblitzen zu sehen und der Hoffnung, dass es diesmal friedlich zugehen wird. Sich ohnmächtig erlebend,
das nicht bewirken zu können,
bei aller LiebesMüh.
Und wir, unsere Generation? -
Wir haben Verständnis. Wir stehen zur Verfügung. Wir machen möglich. Wir gleichen aus, was unsere Eltern in ihrer kindlichen Ohnmacht sich - und damit auch uns - eingebrockt haben. Wir
chauffieren sie umher, bügeln aus, klären unendlich undurchschaubaren Papierkram mit Behörden und versuchen erlittene Schäden, die durch arglistige Menschen, skrupellose Lotteriegesellschaften
und Banken sowie schlechte Vermögensberater entstanden sind, die sie unverschämt und dreist abzockten, ihnen ihr Geld dabei aus der Tasche zogen mit unhaltbar großen Versprechen, sie reich zum
machen, das sie nie halten werden, möglichst gering zu halten. Als nächstes werden sie es wieder tun, unsere Eltern, woraus wir sie soeben errettet zu haben glaubten. Sie wollen uns ein gutes
Erbe hinterlassen und drücken damit eigentlich ihre Liebe zu uns Kindern in Geld und Vermögen aus, indem sie versuchen materielle Werte zu mehren und wir?
Wir wollen einfach nur einmal in Frieden mit ihnen leben können. Uns interessiert all das Geld nicht. Wir wollen nur einmal, einmal Kind sein, ihr Kind sein und das spürbar fühlen. Uns einmal an sie anlehnen können, Trost finden statt Kritik. Denn nie ist und war: genug genug.
Der Krieg frisst, selbst wenn die Waffen wieder schweigen, Generation um Generation.
Wir fühlen uns ein in sie und in andere - darin sind wir perfekt ausgebildet. Doch uns selbst mit unseren Bedürfnissen? - Wir fühlen uns und unsere
Bedürfnisse nicht.
Wie, ich habe ein Leben? Da ist nichts. Wirklich. Ich fühle da nichts.
Wie: ich habe Bedürfnisse??? - Ach geh mir doch damit! - Da ist nichts. Nein, wirklich. Ich habe keine Bedürfnisse. Punkt!
Und ein: Wie kann ich Dir helfen? - wird kurz darauf unsere nächste Frage an den Fragenden sein.
Lach nicht über diese traurig groteske Situation. Sie ist unser erfahrenes und verinnerlichtes Normal.
Doch da ist es dann irgendwann doch: unser tiefstes und vor uns sorgsam verstecktes Bedürfnis, das gefühlt nie Raum bekam. Wir
wollen einmal fühlen, geliebt zu sein, ohne etwas dafür zu leisten, nur um dann doch wieder zurück gewiesen zu werden mit einer Kritik.
Kritik ist unser Lob und der Dank an uns. So kennen wir es. Das ist unser erfahrenes und verinnerlichtes Normal.
SelbstWirksamkeit - ein Kapitel, das viele aus meiner Generation, jetzt mit über 50/ 60 Jahren - wenn es gut geht, endlich in den
Fokus rücken.
FAZIT:
Viele von uns haben sich also sehr wohl um die Zukunft der nächsten Generationen gekümmert - auch um die der "letzten Generation". Nur halt irgendwie anders als von ihnen erwartet. Wir machen kein großes Gewese um unser stilles und im verborgenen durchlebtes Leiden und Tun.
Aber auch wir waren nicht frei für unsere Kinder, so frei, wie wir gern gewesen wären. Nun haben wir die Fallstricke, die Fangarme
der kriegslüsternen Vergangenheit durchtrennt, damit sie keinen Zugriff mehr auf künftige Generationen haben. Auf unsere Kinder und unsere Enkelkinder. Damit waren wir beschäftigt. Wir konnten
die Welt nicht retten, auch wenn wir immer diesen einen Anspruch hatten. Wir haben das Pferd von hinten aufzäumen müssen und den Krieg, der durch unsere Eltern auf uns Zugriff hatte, dem haben
wir dabei die Macht entrissen. Dieses nach Innen gehen und Aufräumen der familiären toxisch wirkenden Strukturen.
Jetzt sind wir dran. Jetzt bin ich dran. Wirklich?
Ich selbst musste das Land verlassen, um ganz tief in Kontakt mit mir selbst, mit meinen verborgenen Ängsten, meiner Furcht und meinen Bedürfnissen zu kommen. Die beängstigende Leere in mir zu
spüren und derjenigen zu begegnen, die ich bin jenseits aller meiner Rollen in der von mir gewohnten Welt, in der ich lebte und in der ich meine Plätze und Rollen - wie gewohnt und verinnerlicht
- einnahm. Es gab immer etwas, womit ich mich von mir selbst ablenken konnte. Zugleich bemerkte ich, was ich zutiefst brauche, um mich lebendig zu fühlen. Ob Sucht, Gewohnheit oder Wahrheit, das
darf sich mir noch zeigen.
In den nächsten Tagen jährt sich der Todestag meiner Mutter das erste Mal.
Es ist viel geschehen in dem Trauerjahr, in dem ich nicht wirklich um meine Mutter trauerte, sondern ihr so nahe kam wie in meinem ganzem Leben nicht. Ich begann sie vollends aus ihrer Geschichte
heraus zu verstehen, was zuvor schier unmöglich schien in dieser Tiefe und Gänze.
Ich konnte alle mir, in der Unerträglichkeit der als Kind gefühlten inneren Leere, umgelegten Mutterhäute, die nicht mir eigen waren, ablegen. Eine nach der anderen, legte ich sie ab und
ent.deckte dabei mich. Ich vermute, dass dieser Prozess noch weiter gehen wird.
Doch eines durfte ich ent.decken, das große Geschenk, welches im Tod unsere Mütter liegt, wenn sie ihr Leben auf Erden beenden und aus der irdischen Welt sich zurückziehen in ihr pures
Sein.
Ich habe die Gnade erleben dürfen, die das Wesen meiner Mutter, die jetzt vom schweren Irdischen frei sein kann, über unser Leben als gesamte Familie ausgeschüttet hat.
Doch davon schreibe ich ein andermal.
So beginne ich endlich, mich um sich selbst zu kümmern.
Damit SelbstWirksamkeit in meinem Leben Einzug halten kann.
Abschließend zu meiner GeneRation und unserem tief verwurzelten Wunsch nach Frieden:
Hinter diesem biografischen Kontext unseres Aufwachsens wirst Du den Grund verstehen, weshalb wir fühlbar merken, wenn wieder Krieg
im Anmarsch ist, bzw. er uns wieder in den
würgeGriff zu trachten gedenkt. Auch, wenn er sich anders zeigt. Und wir erkennen dies,
weil wir das fühlen können, dass er eben völlig anders daher kommt als man es uns weis' machen will. Wir haben die Aura des Krieges quasi mit durchlebt, mit der Muttermilch eingesogen durch
unsere Eltern. Wir mussten unsere Eltern fühlen, erspüren, denn davon hing in unserer Kindheit unser über.Leben ab. Wir haben den Krieg in unseren Eltern erfahren, der noch in ihnen tobte und so
brachten sie ihn uns nahe, da sie uns nahe waren.
Einige von uns hatten den Mut und die Möglichkeit, sich dem alles durchdringenden Kriegsthema bewusst zu nähern und mit ihm in kommunikativen Kontakt zu treten,
um ihm die Macht zu nehmen weiter zu wirken und weiters un.Heil anzurichten. Ein schmerzlicher und befreiender Prozess zugleich. Es tat weh, was verletzte, doch die Liebe in uns, dieser Funke in
uns: es muss doch irgendwie gehen, dass Frieden einzieht. Dieser Glaube hat uns Berge versetzen lassen.
Wir hatten auch euch im Blick dabei, die Ihr unsere Kinder seid. Ihr sollten frei sein von seinem unHeil. Viel hatten wir damit unseren Eltern glücklicherweise schon einmal voraus, dass wir euch
im Blick behalten konnten, da unsere Körper, im Gegensatz zu den ihren, nicht in Gefahr waren - jedenfalls bei den meisten von uns. Wenngleich es auch nicht immer gelang, euch im Blick zu
behalten. Denn auch in unseren Adern floss das Gift des Krieges und wir haben es an euch weiter gegeben, ohne es absichtlich zu wollen.
Das ist Krieg und das sind die aus.Wirkungen des Krieges.
Deshalb lehnen wir heute jede Form des Krieges ab.
Deshalb unterstützen wir keine Gedanken und keine Tat, der Krieg befördert.
Wir wissen, was es für Kinder bedeutet, durch einen Krieg zu gehen. Unsere Eltern haben es uns schmerzlich erfahren lassen. Wir sind da und wir werden weiter den Frieden in den Fokus nehmen und
alles dafür tun, dass Frieden sein kann und darf.
Mein anTeil daran ist, Menschen meiner Generation und deren Kinder von den emotionalen Fallstricken und Fangarmen dieses Krieges zu befreien,
damit Zukunft in Frieden sein kann.
Und das weiß ich heute:
FRIEDEN beginnt zuerst in uns selbst.
Ist in uns selbst kein Frieden, kann er im Außen, in der Welt auch nicht bewirkt werden.
Möge auch in Dir Frieden wieder ausreichend Platz haben und so der Krieg nicht andocken können in und bei Dir.
Es ist dies mein Job, meine Aufgabe, der ich mich verpflichtet fühle und deren Ruf ich folge.
Dass meine Mutter war, wie sie war, hat das in mir bewirken können. Die Saat in mir ist aufgegangen trotz des von ihr erlebten und durchlebten
Krieges oder auch: gerade deswegen.
Selbst wirksam zu sein, ist für mich eher eine Frage der inneren Instanz dessen, was bei Dir beständig sein kann (was ich den inneren Willen,
Deine Willenskraft nenne - wie auch immer die bei Dir geARTet ist) und nicht so sehr der Stärke Deines Wollens geschuldet.
PS:
Mein Schritt zwei meiner selbstfürsorgenden MorgenRoutine, wenn er sich dann eingegroovt hat,
lasse ich Dich wissen.
Dann.
Deine Nana Mara Susanne
Kommentar schreiben